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sylvia seimann
seele berührt

Der Titel ist eigentlich schon Programm, zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Menschen, Erlebnisse, Begegnungen, Momente, Gefühle oder Worte, die ihre Seele berühr(t)en, intensiv und nachhaltig oder auch nur für einen flüchtigen Augenblick, spiegeln sich in ihren Werken wider. Dafür ist ihr jedes Ausdrucksmittel recht, die Palette reicht von Acryl-, Öl- und Papierarbeiten bis zu Skulpturen aus Draht oder auch Fundstücken, denen sie neue Bedeutung gibt.

 

…einiges, aber lange nicht alles, was meine seele berührt
meine kinder solange ich bin und darüber hinaus wo immer ich auch sein werde | farbe rot herzfarbe farbenherz herzintensiv | der atem der erde heute ist er anders ich habe verstanden frühling ist angekommen | unsichtbar der wächter und doch präsent immer dann wenn ich sage glück gehabt | vogelgezwitscher vor tagesanbruch die wissen schon mehr | windstille ruhe auch in mir die sonne wärmt mein gesicht | eine umarmung ich lasse mich fallen endloses vertrauen doch nicht | imagine all the people livin‘ life in peace and the world will live as one | der erste schmetterling in diesem jahr unsicher taumelt er von blüte zu blüte | kerzen-licht am anfang licht am ende geburtstag trotzdem | familie und freunde in guten und schlechten zeiten | das abendlicht taucht die lagune in ein eigenartiges violett langsam erreicht das boot sein ziel | wolken ziehen über nachthimmel geben endlich den vollmond frei | ciao armer schwarzer kater | ein sonntag im frühsommer unbeschwert und fröhlich wollte er sein bis er in einem meer von tränen ertrinkt | wasser ist leben wasser trägt wasser verschlingt die tiefe dunkel und geheimnisvoll | noch immer angst vor blitz und donner als geschenk ein regenbogen um die ganze welt wir kinder barfuss in den schlammigen lacken unserer strasse ein schmalzbrot in der hand | das ewige lied des meeres canzoni d’amore die leichtigkeit nur schein melancholie und einsamkeit reichen sich die hand | eine umarmung moment der geborgenheit | sommer verabschiedet sich herbst lässt die farben glühen als entschädigung |nebel verhüllt das land die tage mystisch und grau gedanken schwer wie blei an jene die schon drüben sind | geheimnisvolle stille als der erste schnee fällt alles hässliche versteckt morgen strahlendes weiss im sonnenlicht vogeltritt als zierde | wohlige wärme kätzchen schnurrt dankbare zufriedenheit macht sich breit | ein fremdländer der sagt pass auf halt dich fest als ich in der u-bahn strauchle | ein kind wunder geburt wunder leben staunen und versuchen zu begreifen auch immer wieder erkennen nur ein staubkorn im universum | der weg ins neue jahr gepflastert mit kleeblatt schweinchen wünschen vorsätzen am ende gelingt es nur der natur sich immer wieder neu zu erschaffen aber wir gehören auch dazu …

Sylvia Seimann, geboren in Mistelbach, wo sie auch lebt und arbeitet.

 


lets stay together

 


incontro sulla spiaggia

 


Spurensuche II

 


herzintensiv II

 

Malinconia

 

 

[im kabinett]

gerda katharina prantl

Studium Abteilung „Kunst und Kommunikative Praxis/Kunst, Design, Styles“, Magistra artium und Studium „Malerei und Mediale Kunst“, Magistra artium, Universität für angewandte Kunst Wien;
Ausstellungstätigkeit und Kunstprojekte unter anderem in Wien, Bratislava, Sarajevo, Antwerpen, Istanbul, Plovdiv, Granada
www.instagram.com/gerdaprantl

Meine in den Raum tastenden Zeichnungen lassen sich als Kartographien fragmentierter, re-kombinierter, teils anamorphotischer und nicht-linearer Körper betrachten. Dabei nehme ich bereits die Zeichenoberfläche als eine Art Haut und Träger für Verschränkungen emotiver und skripturaler Ebenen wahr. Von der Retinotopie abgesehen – sobald wir durch Berührung empfinden, schaffen wir Bilder. Diese aufeinandertreffenden Häute und Körperlandschaften bilden den Mikro- beziehungsweise Mesokosmos für ein modifiziertes Imago. Zunächst ornamental anmutende, dekorhafte Muster und Formationen entwickeln als Fingermorphs und -kreaturen auf makroskopischer Bildebene ihr Eigenleben. An diesem Punkt interessiert es mich, in einem vorwiegend visuell orientierten Medium taktile Körperwahrnehmungen zu evozieren, gleichzeitig möchte ich auch visuelle Qualitäten in meinen soften Textilobjekten hervorkehren. Bezeichnend für meine Arbeitsweise innerhalb der aktuellen Werkserie ist ein Oszillieren zwischen Schrift und Körperlichkeit. Körpernahe traumhafte Textfragmente, in die sich gewissermaßen körperhafte Elemente eingeschrieben haben, formen oder formulieren diese Körper erst und markieren widerum ein Begehren des Anderen (A, a). Das optische Rauschen meiner Handzeichnungen orientiert sich auch an Wahrnehmungsebenen unter Wasser.